Die unter dem Dach von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gegründete Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland warnt vor unrealistischen Verpflichtungen für Rechenzentrenbetreiber im Zuge des geplanten Energieeffizienzgesetzes. Der kürzlich bekannt gewordene Referentenentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums sieht unter anderem Abwärme-Abgaben von bis zu 40 Prozent vor.
Dazu sagt Alexander Rabe, eco Geschäftsführer und Mitinitiator der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen:
„Der aktuelle Gesetzentwurf ist nicht zu Ende gedacht. Es mangelt nicht an der Bereitschaft von Rechenzentrenbetreibern, Abwärme abzugeben, sondern an fehlenden politischen Rahmenbedingungen, einen Markt der Abnehmer zu etablieren: In einem ersten Schritt müssten daher beispielsweise städtische Energieversorgungsunternehmen zu einer Abnahme verpflichtet werden. Auch braucht es einen deutlich verbesserten Zugang zu den Wärmenetzen und Einspeisemöglichkeiten. Was soll es bringen, wenn Rechenzentrenbetreiber ihre Datacenter kostenintensiv perfekt auf Abwärmegewinnung umrüsten, und dann niemand da ist, um die gewonnene Abwärme auch abzunehmen und dem Markt zur Verfügung zu stellen?“, fragt Rabe. Falls zurückgewonnene Abwärme aufgrund fehlender Nachfrage nicht abgenommen werden kann, werde die zur Wärmerückgewinnung aufgewandte Energie verschwendet.
Weiter müsse Deutschland den Ausbau erneuerbarer Energien massiv vorantreiben. Die Vorgaben der Bundesregierung, mindestens 50 Prozent ungeförderten Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen, seien zwar sehr ambitioniert, doch dafür müsse auch ausreichend Grünstrom auf dem Markt vorhanden sein. Dies sei Stand heute in Deutschland nicht der Fall.
Allein in Frankfurt am Main – Sitz von mehr als 60 Data Centern und des weltweit größten Internetaustauschknotens – könnten bis 2030 rein rechnerisch sämtliche Wohn- und Büroräume durch die Abwärmenutzung eine klimaneutrale Wärmezufuhr erhalten. Dafür müsste aber eine Wärmenetz-Infrastruktur seitens der Kommunen geschaffen werden, die es aktuell nicht gibt. Zudem müsste die Abwärmenutzung von Rechenzentren wirtschaftlich deutlich attraktiver gestaltet werden.
„Das Energieeffizienzgesetz steuert daher eindeutig in die falsche Richtung für den Digitalstandort Deutschland: Vorgaben, dass Rechenzentren 30 bis 40 Prozent ihrer Abwärme abgeben müssen, sind sowohl technisch nicht umsetzbar, als auch betriebswirtschaftlich kaum sinnvoll. Insbesondere, wenn eine kurzfristige Umrüstung im laufenden Betrieb erforderlich ist oder womöglich noch bauliche Maßnahmen mit großem bürokratischem Aufwand ergriffen werden müssen ist auch die Zeitschiene zur Erreichung der Vorgaben nicht realistisch“, warnt Rabe.
Die vorgegebenen Effizienzkriterien seien für derzeit geplante und bereits
im Bau befindliche Rechenzentren ebenfalls nicht mehr zu erfüllen. Hier bedürfe es einer deutlich längeren Umsetzungsfrist.
„Solche Regularien einer Branche aufzubürden, die einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele in Deutschland leistet, halten wir für kontraproduktiv. Deutsche Alleingänge sind hier kein Gewinn für Europa: Wird das von der Bundesregierung geplante Energieeffizienzgesetz in dieser Form so umgesetzt, hat Digitalisierung in Deutschland kein Zuhause mehr“, so Rabe weiter.