Haushaltskompromiss der Bundesregierung könnte dringend benötigten Ausbau von Rechenzentrenkapazitäten in Deutschland gefährden

Umfrage zeigt: IT-Entscheidender:innen in Deutschland befürworten statt weiterer Belastungen eine Stromsteuerentlastung für Betreiber von Rechenzentren

Berlin, 15. Dezember 2023 Digitalisierung wird die deutsche Wirtschaft maßgeblich prägen und transformieren. Die Wertschöpfungspotentiale für den Standort Deutschland sind immens. Insbesondere Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz benötigen ein leistungsstarkes Ökosystem digitaler Infrastrukturen.

Nachdem sich die Bundesregierung nun zum Haushalt für 2024 geeinigt hat, steht fest: Der CO2-Preis soll im kommenden Jahr von 30 auf 45 Euro pro Tonne steigen und Netzentgelte nicht länger von der Bundesregierung bezuschusst werden. Die dadurch voraussichtlich weiter steigenden Stromkosten werden sich auch auf das Ökosystem digitaler Infrastrukturen auswirken – allen voran Rechenzentren, warnt nun die Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland. Die unter dem Dach von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gegründete Initiative befürchtet einen reduzierten Ausbau der für die digitale Transformation dringend benötigten Datacenter-Kapazitäten. Die Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland würden sich dadurch fortschreitend verschlechtern.

„Es ist gut, dass sich die Bundesregierung im Haushaltsstreit endlich geeinigt hat, doch für Rechenzentren-Betreiber ist dieser Kompromiss bitter: Damit werden die ohnehin schon hohen Energiekosten in Deutschland noch weiter nach oben klettern”, sagt Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen. “Für die globale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen verheißt das nichts Gutes.“

In letzter Konsequenz bestünde sogar die Gefahr der Abwanderung von Rechenzentren ins Ausland. Daher fordert die Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland ein Umdenken der politischen Entscheidungsträger:innen im Umgang mit den Betreibern des Ökosystems digitaler Infrastrukturen.

Rund die Hälfte der IT-Entscheider:innen für Strompreisentlastung von Rechenzentren

Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts eco und seiner Verbandsinitiative zeigt, fordert auch die Mehrheit der IT-Entscheider:innen in Deutschland anstelle weiterer Belastungen vielmehr Strompreis-Entlastungen für die Branche. Demnach befürwortet fast die Hälfte eine Stromsteuersenkung für Rechenzentren (48,1 Prozent). 18,4 Prozent der Befragten sind bei dieser Frage unentschieden.*

Waldhauser verweist in diesem Kontext auch auf die zuvor bereits von der Bundesregierung verpasste Chance, Rechenzentren durch einen Brückenstrompreis zu entlasten: „Rechenzentren sind das Fundament der digitalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Wenn wir Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz in Deutschland fördern wollen, brauchen wir Rechenzentrenkapazitäten. Wenn wir die Verwaltung digitalisieren und Prozesse so verschlanken wollen, brauchen wir Rechenzentren. Und diese einfache Gleichung gilt auch für sämtliche andere digitalen Anwendungen und Prozesse.”

Dennoch sei die Branche bereits vor der Haushaltskrise nicht bei der Diskussion über mögliche Entlastungen beim Strompreis berücksichtigt worden. Stattdessen könnten sich die Rahmenbedingungen in Deutschland nun sogar noch weiter verschlechtern. “Am Ende wird die Energie, die zum Betrieb von Rechenzentren benötigt wird, noch teurer als sie ohnehin bereits heute ist“, sagt Waldhauser. „Hier sollte die Bundesregierung dringend gegenlenken, da sie sonst die Attraktivität und Souveränität des Wirtschaftsstandorts Deutschland gefährdet. Sie riskiert damit, dass sich der Ausbau weiterer Rechenzentrenkapazitäten verlangsamt und Datacenter ins europäische Ausland abwandern könnten.”

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*Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag vom eco Verband und der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen im Zeitraum vom 28.11. bis 4.12.2023 254 IT-Entscheidende in Deutschland befragt. Das Ergebnis ist repräsentativ. Der statistische Fehler liegt bei 12,1 Prozent.