Berlin, 01. März 2020 – Bundesumweltministerin Svenja Schulze stellt am 2. März die umweltpolitische Digitalagenda vor. Dazu sagt Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der vor zwei Jahren unter dem Dach von eco gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland:
„Die voranschreitende Digitalisierung und der damit stetig zunehmende Datenverkehr führen zu einem wachsenden Bedarf an Rechenzentren. Und klar ist: Rechenzentren verbrauchen Energie. Die Frage, wie wir den Energiebedarf von Rechenzentren optimieren, ist daher berechtigt. Eine nachhaltige Energie- und Ressourceneffizienz für bestehende und zukünftige digitale Infrastrukturen zu schaffen, ist ein vorrangiges Ziel unserer 2018 gegründeten Allianz.
Die daran beteiligten Unternehmen und Rechenzentrumsbetreiber haben bereits jetzt erste Lösungen für mehr Energieeffizienz vorgestellt, beispielsweise hinsichtlich der industriellen Abwärmenutzung – und arbeiten stetig daran, neue Methoden und Innovationen in diesem Bereich am Markt zu etablieren.
Neueste Forschungsergebnisse legen außerdem nahe, dass der Energieverbrauch von Rechenzentren weltweit durchaus niedriger ist, als bislang angenommen.
So kommt eine kürzlich in Science veröffentlichte Studie zu dem Ergebnis, dass Rechenzentren in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr Energie verbraucht haben, obwohl der weltweite Datenaustausch explodiert ist. So sei zwischen 2010 und 2018 die Anzahl der Server weltweit um das 26-fache gestiegen und auch der Datenverkehr hätte um das 6,5-fache zugenommen. Im gleichen Zeitraum stieg der Energieverbrauch jedoch insgesamt nur um etwa sechs Prozent. Das ergibt laut den Forschern einen Effizienzgewinn von etwa 20 Prozent pro Jahr, weitaus mehr als in anderen Branchen üblich.
Von der Politik erwartet Waldhauser neben aussagekräftigen Klimaschutzkonzepten, die eben auch die Realitäten der verschiedenen digitalen Infrastrukturanbieter einbeziehen, die Förderung einer starken Forschungslandschaft rund um das Thema Rechenzentren sowie intensive Aufklärung und Anreize für Anwenderunternehmen, ihre Daten in effizientere Rechenzentren zu verlegen:
„Im Verhältnis sind große Rechenzentren durch größere Auslastungsquoten deutlich effizienter als kleine lokale Rechenzentren. Bei einem Wechsel zum Cloud Computing sparen Unternehmen rund 80 Prozent Strom im Vergleich zur selbstständig betriebenen lokalen Infrastruktur. Das senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern auch den CO2-Ausstoß.“ Auch im Bereich der Softwareentwicklung lägen noch immense bislang ungenutzte Enregieeinsparpotenziale. So könnten beispielsweise eine energieeffizientere Gestaltung von KI-Algorithmen den Aufwand in den einzelnen Rechenschritten signifikant senken.
„Digitalisierung und Digitalunternehmen sind Teil der Lösung beim Erreichen der Klimaziele. Die Digitalisierung kann einen erheblichen Beitrag leisten, indem Prozesse digital gestützt und optimiert werden. Die Politik muss diese Potenziale erkennen und zielführend in ihre Klimaschutzkonzepte integrieren. Wir brauchen allerdings ganzheitliche Strategien, die alle Beteiligten miteinbeziehen, nur so können wir den ökologische Footprint im Sinne des Gemeinwesens weiter optimieren. Die umweltpolitische Digialagenda ist hier ein Schritt in die richtige Richtung, bedarf aber weiterer Konkretisierung für ihre Umsetzung“, so Waldhauser.
Es könne nicht die Lösung sein, lediglich ambitionierte Effizienzziele auszurufen, die dann zu einem Abwandern der digitaler Infrastrukturbetreiber in weniger regulierte Länder führten. „Dies hätte drastische Folgen für die Sicherheit aller Internetnutzer und würde Europa als Standort für neue digitale Technologien wie beispielsweise KI über kurz oder lang bedeutungslos machen“, so Waldhauser.
Welche Bedeutung Rechenzentren für eine energieeffiziente digitale Transformation haben, erklärt ein kurzes Video, das die Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen kürzlich veröffentlicht hat.